06.01.2018

Harzer Falken unterliegen starken Rostockern knapp

Auch im dritten Vergleich in dieser Saison konnten die Harzer Falken die Rostock Piranhas nicht bezwingen und verlieren denkbar knapp vor 927 Zuschauern im heimischen Wurmbergstadion mit 2:3 (0:1; 0:1; 2:1).


Bastian Schirrmacher verdiente sich seinen ersten Saisontreffer redlich und macht es mit dem Ausgleich nochmal spannend

Nach diversen verletzungsbedingt eishockeyfreien Wochen feierte Max Bauer sein Comeback und zeigt sich auf einem guten Weg

Keiner der öffentlich lamentiert: Trainer Bernd Wohlmann stellt sich immer positiv gestimmt den Gegebenheiten und stärkt seinem Team den Rücken

Und angesichts der ersten beiden Dritteln mussten man schon resümieren, dass sich die Falken geschmeichelt fühlen durften, nach dem 2. Drittel nur mit 0:2 hinten zu liegen. Denn die Rostocker legten gleich richtig gut los und bereits in der ersten Spielminute hatte die Paradereihe der Gäste mit Tomas Kurka, Arthur Lemmer und dem ganz starken Constantin Koopmann zwei sehr gute Möglichkeiten, hier früh in Führung zu gehen. Doch das dem nicht so war, dafür steht mit Fritz Hessel derzeit ein Mann im Harzer Kasten, der auch an diesem Abend wieder diverse Glanzparaden zeigte. Der aber bei dem 0:1 der Gäste in der 8. Spielminute ebenfalls chancenlos sein sollte. Erik Pipp weilte gerade auf der Strafbank, als Tomas Kurka und Gregory Classen Verteidiger Nico Ehmann derart gut in Szene setzten, dass sich dieser völlig ungestört die Ecke aussuchen konnte und dabei die richtige Entscheidung wählte. Das der Puck vor dem Zuspiel durch Classen außerhalb des Harzer Drittels war und die Linienrichter das Abseits nicht erkannten, war ärgerlich, aber die Führung der Gäste mehr als verdient. Denn das Offensivspiel der Hausherren sollte bis zu diesem Zeitpunkt bis auf eine Chance durch Erik Pipp nach feinem Zuspiel von Elias Bjuhr nicht stattgefunden haben. Und auch nach dem Führungstreffer der Gäste blieb das Harzer Aufbauspiel harm- und ideenlos. Aber auch, weil die Gäste früh und aggressiv störten und den Falken so kaum Gelegenheit ließen, sich zu formieren.

Ein Bild, das sich auch im Mittelabschnitt nicht grundlegend ändern sollte. Einzelaktionen wie die von dem erneut sehr umtriebigen Tim Lucca Krüger in der 26. Minute mussten für Chancen herhalten, die jedoch insgesamt nicht zwingend genug sein sollten, als dass der Ausgleich in der Luft liegen sollte. Symptomatisch dann auch das Harzer Überzahlspiel in der 29. Minute, das außer einem Blueliner von Alexander Engel gar nur zwei 2 gegen 1-Konter der Rostocker hervorbrachte, die jedoch Fritz Hessel entschärfen konnte. Und kaum vollzählig fiel das 0:2 für die Piranhas. Ein Gegentor, welches man in der Entstehung und Vollstreckung in dieser Art in dieser Saison schon viel zu oft gesehen hat. In diesem Fall setzt sich Arthur Lemmer hinter dem Harzer Tor gegen seine Gegenspieler durch, spielt den Puck vor das Tor und bevor die Harzer Verteidiger schalten können, zieht Tomas Kurka direkt ab und lässt Hessel keine Chance. Allerdings auch ein Tor, das die Falken wachrüttelt. Denn vor allem in den letzten vier Minuten des Mitteldrittels ergaben sich diverse gute Chancen durch Elias Bjuhr, Patrik Dzemla im schönen Doppelpass mit Thomas Herklotz, Bastian Schirrmacher, Tim Lucca Krüger und Trevor Hendrikx. Doch Niko Stark im Rostocker Tor hielt sein Team in dieser Phase schadlos.

Aber die Harzer nahmen den Schwung mit ins Schlussdrittel und noch bevor die letzten Zuschauer ihren Platz eingenommen hatten besorgte Elias Bjuhr den 1:2-Anschlusstreffer. Und als nur 52 Sekunden später Bastian Schirrmacher ein schönes Zuspiel von Christian Schock zu seinem ersten Saisontreffer und gleichzeitig dem Ausgleich veredelte, kam nochmal richtig Schwung in die Partie. Und die Harzer zeigten eine unglaubliche Moral. Vor allem ab der 48. Spielminute, als man sich für 5 Minuten dem Powerplay der Piranhas stellen musste und nicht nur Fritz Hessel im Tor, sondern auch Trevor Hendrikx im eigenen Slot zum Turm in der Schlacht werden sollten. Umso bemerkenswerter, als dass man zeitweise nach sehr fragwürdiger Regelauslegung des Unparteiischen in 3:5-Unterzahl agieren musste. Doch die Harzer ließen sich nicht beirren und warfen sich dem Rostocker Powerplay beherzt entgegen. Und wie es so ist, der frühe Ausgleich und das überstandene Unterzahlspiel setzte bei den Hausherren Kräfte frei, währenddessen die Gäste scheinbar noch darünber sinnierten, warum man dieses Spiel aus der Hand zu geben schien. Bis zur unglückseligen 58. Spielminute. Erneut übersahen die Linienrichter ein dermaßen klares Abseits der Gäste und Tomas Kurka und Arthur Lemmer taten das einzig richtig in dieser Situation: weiterspielen wenn der Schiedsrichter nicht pfeift und den Siegtreffer setzen. Denn von diesem Treffer zwei Minuten vor Schluss sollten sich die Falken nicht mehr erholen. Und als die Linienrichter dann noch einen Befreiungsschuss der Rostocker nicht als Icing abpfiffen und die Uhr unbarmherzig runterlief, hatten die Harzer Fans drei neue Freunde gewonnen.

Sicherlich ärgerlich, wenn man ein Spiel nach einem derart großen Kampf verliert. Doch man muss fairerweise anerkennen, dass sich Rostock diese drei Punkte über den gesamten Spielverlauf hinweg einfach verdient hatten. Natürlich wäre zumindest die Overtime ein berechtigter Lohn für den Schlussspurt der Falken gewesen. Denn neben dem dauerveletzten Artjom Kostyrev fehlte den Falken mit Richard Zerbst, Lasse Bödefeld und Delf Sinnecker gleich ein ganzer Sturm. Und in der Verteidigung steht zum einen Jörn Weikamp, der schon seit Wochen nicht zu hundert Prozent fit ist und für sein Team die Zähne zusammenbeißt. Und zum anderen feierte Max Bauer ein überraschendes Comeback, in dem man ihm aber nicht nur die fehlende Spielpraxis ansah, sondern auch, dass er in einigen Situationen einfach noch zuviel wollte. Und so konnte Trainer Bernd Wohlmann seinen Jungs nach dem Spiel auch gar keinen großen Vorwurf machen. Vielmehr lobte er die große Moral, mit der man einen über zwei Drittel klar überlegenden Gegner noch an den Rande der Niederlage brachte. (Hei)