01.10.2018

Harzer Falken als moralische Sieger gegen Saale Bulls Halle

Es war ein tolles Spiel, das die 688 Zuschauer da im Wurmbergstadion zu sehen bekamen. Am Ende sollte erst das Penaltyschießen für die Entscheidung sorgen und die Gäste mit einem 2:3 (0:0; 0:2; 2:0; 0:1)-Erfolg auf dem Heimweg schicken.


Mann der wichtigen Tore: Zach Josepher bringt die Harzer Falken mit seinem Treffer zurück in die Erfolgsspur...

...die durch Artjom Kostyrev mit dem Ausgleichstreffer veredelt wird.

Förderlizenzspieler Florian Kraus macht die Harzer Defensive noch ein Stück weit stabiler und überzeugt mit Übersicht und Einsatz

Alles im Blick: Schlussmann Leon Hungerecker gibt erneut einen starken Rückhalt und seinen Vorderleuten Sicherheit

Das ernste Gesicht trügt: Ein sichtlich entspannterer Arno Lörsch war nach dem Spiel vollends zufrieden mit der Darbietung seiner Jungs

Ganz ohne Diskussionen fehlt was: Hauptschiedsrichter Eugen Schmidt (links im Bild) trägt durch seine umsichtige Spielführung zu einem tollen Eishockeyabend bei

Doch bis es soweit war, erlebten die Zuschauer ein packendes und insgesamt ausgeglichenes Spiel zweier Teams, die unter völlig verschiedenen Vorzeichen in diese Partie gegangen sein dürften. Auf der einen Seite die Gäste aus Halle, die aus den vorherigen Spielen bislang nur einen Punkt sammeln konnten und somit den Ansprüchen der aus der letzten Saison erfolgsverwöhnten Fans hinterherhinken. Auf der anderen Seite das Falkenteam, das unter Trainer Arno Lörsch mit jedem Spiel Fortschritte macht und gegen einen solchen Gegner eigentlich gar nichts zu verlieren hat. Klar war man sich auch der Situation der Gäste bewusst, die verletzungsbedingt sicherlich nicht in der Formation in den Harz gereist kam, die man im Sommer unter diversen Widrigkeiten zusammengestellt hatte. Doch zu was das Team aus Halle dennoch fähig war, sollte man vor allem in den ersten 10 Minuten des 2. Drittels zu sehen bekommen. Hatte man sich im 1. Drittel noch gegenseitig mehr oder weniger abgetastet und war lediglich bei Chancen durch Richard Zerbst und Louis Trattner sowie auf der Gegenseite Nathan Robinson mal gefährlich vor dem Torwart aufgetaucht, gab es im Mitteldrittel einen wahren Sturmlauf der Gäste aus Halle. Doch Trainer Arno Lörsch konnte sich den Luxus erlauben den zuletzt ganz starken Fabian Hönkhaus eine Ruhepause zu gönnen, da Huskies-Trainer Rico Rossi Leon Hungerecker ebenfalls eine DEL2-Pause gönnte und diesen in den Harz schickte. Und Hungerecker zeigte diverse Male, warum er auch im DEL2-Team der Kassel Huskies bereits seine Einsätze bekommt. Vor allem rund um die 25. Minute, als beide Mannschaften gerade eine Strafzeit absaßen und Halle das Mehr an Platz zu diversen Großchancen nutzte. Doch immer wieder war es Hungerecker, der seinem Team in dieser Phase einen starken Rückhalt wurde. Bis zur 30. Minute, als Max Spöttel das Gewühl vor dem Harzer Tor nutzte und zum 0:1 einschoss. Allerdings sollte dieser Treffer für die Harzer sowas wie ein Weckruf werden, denn statt dass sich Halle nun im Spiel wähnen durfte, drehten nunmehr die Harzer immer mehr auf, blieben jedoch bei Chancen von Kostyrev, Trattner, Weikamp und Ehmann erfolglos. Und dann passierte fünf Sekunden vor der Drittelpause die tragischste aller Situationen. Ausgerechnet der insgesamt ganz starke Louis Trattner führte den Puck unbedrängt in der eigenen Ecke und statt die Scheibe zu halten oder über die Bande herauszuspielen wählte er die Option des langen Passes. Diesen jedoch fing Max Spöttel an der blauen Linie ab und netzte dankend zum 0:2 ein. Josepher und Kostyrev belohnen die Harzer Mühen Umso mehr spricht es für den Teamspirit, dass Arno Lörsch in der anschließenden Pressekonferenz davon berichtete, dass keiner im Team Vorwürfe erhob, sondern alle Spieler Trattner vielmehr aufrichteten und motivierten. Ein Teamspirit, den die Falken dann auch mit raus in das letzte Drittel nahmen. Die Harzer machten sofort Druck und nachdem Ehmann, Richter und Zerbst noch an Schlussmann Henning Schroth gescheitert waren, blieb es Zach Josepher vorbehalten, die Harzer in Überzahl nach Zuspiel durch Dennis Gulda und Erik Pipp mit einem satten Blueliner wieder auf ein Tor herankommen zu lassen. Und mit diesem Erfolgserlebnis im Rücken setzten die Falken weiter nach und diesmal war es Artjom Kostyrev, der in einer recht unübersichtlichen Szene vor dem Hallenser Tor den Überblick behielt und zum verdienten Ausgleich abschloss. In der Folge sollten Trattner, Gulda und Buonincontri noch aussichtsreiche Chancen bekommen, den ersten Dreier einzutüten, doch allesamt scheiterten sie an Schlussmann Schroth. Penaltyschießen entscheidet Somit ging es in die Overtime, in der die Harzer zunächst in Überzahl beginnen konnten und sich gut ins Hallenser Drittel vorarbeiteten. Doch richtig zwingend sollte es nicht werden und als dann die Falken selber noch eine Strafe kassierten, war es erneut Hungerecker, der die Großchance von Jannik Striepeke glänzend vereitelte. Was blieb war das Penaltyschießen. Und in diesem war Nathan Burns der Einzige, der im Gegensatz zu allen anderen Schützen auf dem verbrauchten Eis gar nicht erst zockte, sondern aus dem Slot ziemlich humorlos abzog und Hungerecker zum Siegtreffer überwand. Teamspirit als Schlüssel zum Erfolg Nun ist es immer irgendwie tragisch, wenn das Penaltyschießen über Sieg oder Niederlage entscheidet. Doch so wie das Harzer Team nach einem 0:2-Rückstand und diesem bitteren zweiten Gegentor wieder zurück ins Spiel gefunden und die Verlängerung erzwungen hat, muss einem vor den weiteren Aufgaben sicherlich nicht bange sein. Wie bereits gegen die zwei Hannoveraner Teams trat man auch gegen Halle als Mannschaft auf und ist in der Lage, individuell besser besetzten Teams alles abzuverlangen und selber auch Druck auf den Gegner auszuüben. Dabei gelang es auch dieses Mal wieder, ein Überzahlspiel zu nutzen und auf der anderen Seite mit starken Schlussleuten wie zuletzt Fabian Hönkhaus oder gegen Halle Leon Hungerecker defensiv sicher zu stehen und auch Unterzahlspiele schadlos zu überstehen. Und eines muss man bei diesem Spiel auch anmerken. Denn Hauptschiedsrichter Eugen Schmidt zeigte nach den Strafzeitenfluten aus den letzten Spielen wie man konsequent pfeifen, ein Spiel aber auch einfach mal laufen lassen kann. So wurde aus einem tollen ein noch besseres Spiel mit viel Tempo, Härte und einem großartigen Ausgang für die Harzer Falken. (Hei)