06.03.2017

Harzer Falken beenden die Saison 2016/2017 mit einem Heimsieg

Und so schließt sich der Kreis. So wie die Saison verhießungsvoll mit einem Sieg gegen die Wedemark Scorpions begonnen hatte, verließ man auch im letzten Spiel der Saison als Sieger das Eis. Ganz ohne die große Verheißung, sondern einfach nur in Form eines Angebotes der Versöhnung an die leiderprobten und -geplagten Fans. Mit einem phasenweise hart umkämpften 6:3 (2:0; 1:3; 3:0)-Erfolg vor 614 Zuschauern schickte man FASS Berlin ohne Punkte zurück in die Hauptstadt.


Stand heute der treffsicherste Verteidiger der Oberliga Nord: Dylan Quaile führt mit 17 Toren die Torjägerliste der Oberliga-Verteidiger an

Und irgendwie sollte auch dieses Spiel erneut ein Spiegelbild der Saison werden – wenn man mal, und man muss es leider so deutlich sagen, von dem erfreulichen Ergebnis absieht. Man begann stark und ging auch recht schnell in den ersten 6 Spielminuten durch Tore von Christian Wittmann und Dylan Quaile mit 2:0 in Führung. Eine Führung, die die hartgesottenen Fans des Fanblocks verstreut im Stadion mitbekommen sollten. Denn als Quittung für die zuletzt dargebotenen Leistungen der Kufencracks in der Qualifikationsrunde blieb der Block nur überschaubar gefüllt und das Stadion bis auf den Torjubel ungewohnt ruhig. Nun stellt sich natürlich schon die Frage, ob die Falkenjungs mit dem auch gestern ab der 7. Minute wieder dargebotenen, starken Fansupport einfach nicht klarkommen, oder zu sehr mit dem Bestaunen des selbigen beschäftigt sind. Denn kaum hatte sich der Block wieder lautstark gefüllt nahmen die Berliner das Haft des Handelns immer mehr in die Hand. Und konnte Fabian Pyszynski nach dem Anschlusstreffer in der 28. Minute noch 19 Sekunden später mit seinem ersten Saisontor den alten Abstand wieder herstellen, zeigten die Falken in der Folge nochmal einen spielerischen Querschnitt der Saison. Fehler häuften sich, die Defensive, in der Semen Hildebrandt an diesem Abend krankheitsbedingt fehlte, schwamm das ein oder andere Mal kräftig und letztendlich war es dem sehr gut aufgelegten Mario D'Antuono zu verdanken, dass die Berliner das Ergebnis im Mitteldrittel lediglich egalisieren, aber nicht drehen konnten. Angetrieben von den nimmermüden Fans nahm Dylan Quaile in der 52. Minute das Herz in die Hand und den Puck an den Schläger und besorgte mit einer eindrucksvollen Einzelleistung das 4:3, welchem Ryan McGrath nur zwei Minuten später das erlösende 5:3 folgen ließ. Der Drops war gelutscht, auch wenn die Berliner das Harzer Tor bis zum Schluss belagerten und beschossen. Und so war es nach dem Empty-Net-Goal durch Erik Pipp eine Minute vor Schluss eine mehr als verdiente Geste, als Alexander Engel seinen Schlussmann Mario D'Antuono praktisch mit der Schlusssirene sofort beherzt umarmte. D'Antuono war dann tatsächlich einer derjenigen, der sein Team an diesem Abend vor einem peinlichen Saisonende bewahrte.
Und es gab an diesem Abend noch einen, von dem man so gar nicht gewohnt ist, das jemand aus seiner Zunft in den Arm genommen wird. Das dies trotzdem geschah und er sich den aufrichtigen Respekt der Spieler wahrhaft und redlich verdient hat, kann sich Schiedsrichter Gregor Brodnicki gerne als hohes Lob anheften. Denn Brodnicki machte am Sonntagabend sein letztes Spiel in der Funktion als Schiedsrichter. Und mit ihm hört einer auf, der dafür bekannt war, Spiele laufen zu lassen, dem Eishockey ungeahndet die Härte zu gönnen, die es ausmacht und den Spielern und auch Trainern verlässlich eine konsequente Spielleitung anbot, die Spiele nicht selten zu einem tollen Spiel machten. Und auch wenn man sich im Großen und Ganzen nur selten über die in dieser Saison gebotenen Schiedsrichterleistungen beschweren konnte, geht mit Gregor Brodnicki einer in den Eishockey-Ruhestand, der fehlen wird.
Doch zurück zu den Falken und ihr Spiel. Denn ein anderer, der nicht nur in diesem Spiel zeigte, wie wichtig er für das Team sein kann, war Verteidiger Dylan Quaile. Am Ende hatte er zwei Tore vorbereitet und zwei Tore selber geschossen und diese beiden Tore könnten für ihn persönlich noch ganz wichtig werden. Denn Stand heute ist Dylan Quaile mit 17 erzielten Toren bester Torschütze unter den Verteidigern der gesamten Oberliga Nord, von denen allerdings einige noch in den folgenden Play-Offs Gelegenheit haben, Quaile einzuholen. Nun könnte man relativieren, dass er ja auch in der Qualifikationsrunde spielen musste, in der es vermeintlich einfacher ist, Tore zu schießen. Dies wäre allerdings zu kurz gedacht. Denn bereits in der Vorrunde war keiner der hochgelobten Verteidiger aus den Topteams treffsicherer als Dylan Quaile, der mit 10 Toren in die Qualifikationsrunde ging. Und zum anderen kann man sich als Vorletzter der Qualifikationsrunde derartige Gedanken schon naturgemäß gar nicht leisten. Und auch der zweite Kontingentspieler, unser US-Boy Ryan McGrath, wusste in der abgelaufenen Spielzeit zu überzeugen. Zwar können die Harzer Falken diese Saison nicht den Topscorer der Liga stellen, doch hier muss man fairerweise resümieren, dass das Niveau der gesamten Liga auch in der letzten Saison erneut deutlich gestiegen ist und es den Falken angesichts der mageren Torausbeute deutlich schwerer fiel, Chancen erfolgreich abzuschließen. Dennoch wusste McGrath nicht nur mit 58 Punkten (25 Tore und 33 Torvorlagen) zu gefallen, sondern bot in eigentlich jedem Spiel einen unermüdlichen Einsatz und Willen. Läuferisch und technisch sowieso hochbegabt kam er mit zunehmender Saison immer besser in den Lauf und seine beiden Traumtore gegen die Hannover Scorpions zeigten sehr deutlich, was in dem kleinem quirligen Mann steckt.
Doch nur von den beiden Kontingentspielern zu reden, an die erfahrungsgemäß die größten Ansprüche der Fans gestellt werden, würde dem Rest des Teams nicht gerecht werden. Nun fällt es natürlich einfacher, tolle Leistungen auch von einzelnen Spielern herauszustellen, wenn man eine grandiose und entsprechend erfolgreiche Saison absolviert hat und die „Väter des Erfolges“ versucht herauszuarbeiten. Da aber der Erfolg und somit auch desen Väter durchaus überschaubar blieben, wäre es wenig zielführend jeden einzelnen Spieler mit einer Bewertung zu würdigen. Denn schenkt man den Ausführungen von Trainer Norbert Pascha Glauben, so waren die Rahmenbedingungen insgesamt einfach zu schlecht, um aus einer vom Papier her durchaus überdurchschnittlich guten Truppe ein zu 100 % funktionierendes Team zu basteln. Und es gibt durchaus Indikatoren, die diese These unterlegen. Gebetsmühlenartig wies Pascha immer wieder auf eine schlechte Trainingsbeteiligung und damit einhergehende unprofessionelle Einstellung Einzelner hin. Wo, wenn nicht im Training bereitet man sich nicht nur konditionell vor, sondern studiert auch Systeme für die „Special Teams“ (Über- und Unterzahl) ein? Konditionell ist das Team der Harzer Falken zuletzt immer öfter eingebrochen, was zu Niederlagen wie zuletzt in Berlin gegen FASS Berlin führte. Und nimmt man die 20,0 als Richt- bzw. Mindestwert für ein ordentliches Überzahlspiel, lag bei den Harzern mit einer Quote von 18,33 einiges im Argen. Nur Timmendorf (17,54) und Rostock (16,77) waren noch erfolgloser im Powerplay. Und das die Hannover Scorpions in der Schlustabelle vor den Falken gelandet sind, könnte man unter anderem eventuell auch daran festmachen, dass sie mit 26,51 die zweitbeste Überzahlquote der Oberliga Nord haben (die Crocodiles Hamburg kommen mit 34,22 von einem anderen Stern weit entfernt von der Harzer Galaxie...). Ähnlich verhält es sich bei der Unterzahl. Möchte man es von der sonnigen Seite betrachten, wäre natürlich anzumerken, dass man mit 12 Unterzahltoren den Bestwert der Oberliga stellt. Im Schatten der anderen Teams steht am Ende jedoch eine Quote von 73,40, die nur Erfurt (71,10) und FASS Berlin (68,82) noch schlechter aussehen lässt.
So gibt es in der Sommerpause viel zu tun. Die Saison, so bitter es auch werden wird, gilt es aufzuarbeiten und genau die Dinge zu verbessern, die das Falkenteam auf den vorletzten Platz der Tabelle gebracht haben. Neue Spieler werden kommen und besonderen Wert wird dann darauf gelegt, dass diese auch in oder zumindest nahe um Braunlage herum wohnen, so dass die Trainingsbeteiligung einfach kein Grund mehr für Misserfolg sein darf. Nun hat man mit durchschnittlich 742 Zuschauern den kalkulierten Schnitt zwar um Längen verpasst, doch angesichts der insgesamt sehr enttäuschenden Saison beweist diese Zahl gleichzeitig, was für eine große und vor allem großartige Fanbase das Harzer Eishockey hat. Und zudem beweist dies auch, dass der Falkenfan sein Fantum nicht nur über Erfolge definiert. Natürlich wird jeder Fan sofort den Sieg gegen Tilburg als Highlight der Saison ansehen. Aber auch die knappen Niederlagen gegen Essen (1:2) oder Duisburg (4:6 nach Empty Net Goal) blieben in Erinnerung, weil sie genau das symbolisiert haben, was man als Fan erwartet. Aufopferungsvollen Kampf und bedingungslosen Einsatz bis zur letzten Spielminute. Boten die Falken insgesamt leider zu selten überdurchschnittliches Oberliga-Niveau, so muss man sehr erfreut feststellen, dass die Fans sich in ihren Gesängen nicht ganz unverdient als „die besten Fans der Liga“ titulieren dürfen. (Hei)