10.12.2016

Harzer Falken bieten Aufstiegskandidaten bis zum Schluss Paroli

Im Spielverlauf für viele wahrscheinlich unerwartet sahen nur 495 Zuschauer ein ausnahmslos starkes Harzer Team gegen Füchse aus Duisburg, die mit einem „blauen Auge“ und einem 4:6 (0:2; 2:1; 2:3)-Sieg die Heimreise antreten durften.


Blies mit seinem Alleingang zur Aufholjagd: Roy Hähnlein und seine Kollegen boten eine starke Defensivleistung

Und gerade in den ersten acht Minuten wurden wohl die bestätigt, die hier einen deutlichen Spielausgang zu Gunsten des selbsternannten Aufstiegskandidaten vorausgesehen haben. Mit ganz viel Tempo kamen die Füchse sofort ins Spiel und prüften den an diesem Abend überzeugenden Jannis Ersel im Tor der Harzer Falken gleich mehrfach. Doch bei diversen Schüssen von der blauen Linie und auch bei 2-1-Situationen vor dem Harzer Tor blieb Ersel sicher. Vor allem im ersten Powerplay der Duisburger hielt er seinen Kasten mit einigen starken Szenen sauber, zudem die Falken an diesem Abend eine sehr disziplinierte und gut organisierte Defensivleistung zeigten. Doch wenn Trainer Norbert Pascha später davon sprach, dass sein Keeper eine ordentliche aber nicht ganz fehlerfreie Leistung brachte, dachte er wohl auch an das 0:1 der Duisburger, als der Puck in der 7. Minute irgendwie unter Ersel durchrutschte und Viktor Beck nur noch einschieben brauchte. Nur gut eine Minute später war der Harzer Torwart allerdings machtlos, nachdem er noch einen Alleingang entschärfen konnte, nur wenige Sekunden später aber in eigener Überzahl gegen den schnellen Konter, vollendet zum 0:2 durch Lars Grözinger, keine Chance hatte. Wahrscheinlich sahen sich zu diesem Zeitpunkt bereits alle bestätigt, die zu Hause geblieben und lieber dem Liveticker gefolgt sind. Doch wie schon so oft in dieser Saison ist Aufgeben für die Falken keine Option. Und so wurde der Alleingang von Roy Hähnlein in der 10. Minute, den der nicht immer sicher wirkende Füchse-Torwart, Peter Holmgren, noch parieren konnte, zu so etwas wie ein Startschuss. Die Harzer kamen immer besser ins Spiel und erarbeiteten sich nun Chancen im Minutentakt durch Dumont, Quaile, Kostyrev, Hildebrand und McGrath, doch zwei Mal sollte der Pfosten retten, einige Male stand Holmgren dann doch richtig und bei dem Alleingang von Ryan McGrath rutschte der Puck zwar durch, aber auch denkbar knapp am Tor vorbei. Und so ging man zwar mit einem 0:2-Rückstand aber auch ordentlich Selbstvertrauen in die erste Pause.

Und gleich zu Beginn des 2. Drittel sorgte Schiedsrichter Razvan Gavrilas, dem nach dem Spiel sehr vorsichtig umschrieben eine „interessante Leistung“ bescheinigt wurde, für ein Novum. Für seinen Geschmack kamen die Falken zu spät auf das Eis und erhielten eine Strafzeit wegen Spielverzögerungs. Doch dieses Powerplay der Füchse sollte noch nichts einbringen, weil Ersel drei Mal ganz stark zugriff und seine Vorderleute sich vorbildlich aufopferten. Erst in der 25. Minute wurden die Harzer endlich für ihre Mühen belohnt. Nachdem Schwab zunächst noch an Holmgren gescheitert war, wurde er nur wenige Sekunden später mustergültig von Dylan Quaile angespielt und haute den Puck in gewohnt präziser Härte zum 1:2-Anschlusstreffer in die Duisburger Maschen. Doch nachdem die Falken gerade ein 3:5-Unterzahlspiel bravourös überstanden hatten und wieder mit vier Mann auf dem Eis standen, schlug das Special-Team der Füchse in Person von Andre Huebscher zu und stellte in der 32. Minute den alten Abstand wieder her. Es folgten gute Chancen auf beiden Seiten, bis Artjom Kostyrev in der 38. Minute noch an Holmgren scheiterte, Robert Wittmann sich jedoch noch vor der Drittelpause mit dem 2:3 für den Abpraller von Holmgren bedankte.

Und das Schlussdrittel wurde nichts für schwache Nerven. Nerven, die vor allem die Füchse aus Duisburg ob des wahrscheinlich unerwarteten Spielverlaufes immer öfter zeigten. In der 46. Minute in Person von Finn Walkowiak, der erfolglos versuchte eine Schlägerei anzuzetteln und nach 57 Minuten durch den Routinier Björn Barta, der Semen Hildebrand beim Kampf vor dem Harzer Tor mit dem Schläger abräumte und folgerichtig duschen geschickt wurde. Eine Szene, die den Gästetrainer in der anschließenden Pressekonferenz dazu bewegte, hart mit seinem Kapitän ins Gericht zu gehen.

Doch zurück zum Spiel. Es waren gerade 24 Sekunden gespielt, als Ryan McGrath nach großartigem Zuspiel von Tobias Schwab sofort Holmgren prüfte. In dieser Szene noch Retter, musste Holmgren jedoch nur 42 Sekunden später den Ausgleich hinnehmen, als die Duisburger den Puck nicht vor ihrem Tor weg bekamen und Tobias Schwab die Unordnung zum 3:3 nutzte. Leider wurde es auch das Drittel von Schiedsrichter Gavrilas, der beide Trainer durch diverse Strafzeiten immer wieder zur Verzweiflung brachte und bei jeweils drei Powerplaytoren beider Teams den Spielverlauf rückblickend deutlich beeinflussen sollte. Doch ob es nun Cleverness war sei dahingestellt, die Duisburger Spieler nahmen auch jede Stockberührung der Harzer dankend an, ließen sich auffällig oft fallen und fanden in Gavrilas einen dankbaren Abnehmer derartiger Szenen. So konnte Manuel Neumann in der 45. Minute erneut ein Powerplay zum 3:4 nutzen und auch das 3:5 durch Andre Huebscher in der 51. Minute war einem Powerplay der Füchse geschuldet, die ihr Überzahlspiel trotz starker Defensivleistung der Falken letztendlich souverän nutzten. Doch vielmehr als die Strafzeiten sollte die Szene vor dem 5. Tor der Duisburger verärgern. Denn vorausgegangen war ein klares Abseits, das von dem Linesman übersehen wurde. Eine Führung, über die sich die Duisburger aber sowieso nur kurz freuen durften. Denn nicht einmal eine Minute später fälschte Robert Wittmann einen Schuss von Ryan McGrath unhaltbar zum 4:5 in das Füchsetor ab. Allerdings sollte es trotz eines starken Endspurts der Falken bei einer Niederlage bleiben. Denn nachdem man während des Spiels ein sehr überzeugendes Powerplay mit drei Treffern dargeboten hatte, sollte ausgerechnet das letzte Überzahlspiel keinen zählbaren Erfolg bringen. Und als Trainer Pascha Torwart Ersel zu Gunsten einer doppelten Überzahl vom Eis nahm, nutzte Raphael Joly die Chance und schob den Puck 18 Sekunden vor Schlusspfiff zum endgültigen 4:6-Sieg seiner Mannen ein.


Ein Sieg, der nach Meinung beider Trainer auch andersrum hätte ausfallen können. Und so gab es für die Falken in der Pressekonferenz viel Lob vom Gast, der gleichzeitig mit dem Unterzahlspiel und der Disziplin seiner Jungs haderte. Trainer Norbert Pascha hingegen hatte ein starkes und sehr gut organisiertes Spiel seiner Männer gesehen, gegen einen Gegner, den Pascha als die mit Abstand beste Mannschaft der Liga ansieht. (Hei)