31.12.2016

Harzer Falken sind nach Weihnachten noch in Geberlaune

Unerwartet, unnötig und enttäuschend haben die Harzer Falken nicht nur Tore, sondern ein ganzes Spiel hergeschenkt und FASS Berlin vor 1.608 Zuschauern einen 4:5 (2:3; 2:0; 0:2)-Auswärtssieg zum Jahresabschluss ermöglicht.


Unermüdlich aber ebenfalls torlos: Lukas Brückner war einer der Aktivposten des unglücklichen Harzer Spieles

Dabei sah es zu Beginn des Spieles ganz und gar nicht danach aus, als dass die Falken in diesem Spiel Punkte liegen lassen könnten. Im Minutentakt erspielten sie sich Chancen um Chancen, doch entweder stand der Berliner Schlussmann Ole Swolensky im Weg, oder ein Berliner kratzte den Puck bei einem Schuss von Dylan Quaile noch von der Linie. Das 1:0 in der 8. Minute war dann aber doch eine folgerichtige Konsequenz des Harzer Powerspiels. Dylan Quaile setzte Florian Böhm in Szene und der spielte überragend auf Ryan McGrath, der den Puck unhaltbar in die Maschen hämmerte. Doch der Stadionsprecher hatte noch nicht zu Ende gesprochen, da überraschte Oliver Duris auf Zuspiel von Patrick Czajka nicht nur den Harzer Anhang nur 18 Sekunden später mit dem Ausgleich. Und was sich in der Folge abspielte, konnte man getrost unter dem Kapitel „völlige Selbstüberschätzung“ abheften. Es ist nicht so, dass sich die Harzer Falken hängen ließen, oder keine Chancen mehr kreierten. Druckvoll im Offensivspiel und auch mit viel Körpereinsatz setzte man die Berliner weiter unter Druck, vergaß dabei aber, dass auch in den Reihen des Tabellenletzten Spieler wie Oliver Duris, Patrick Czajka oder Tom Fiedler stehen, die sehr genau wissen, wie sie ein solches Spiel zu spielen haben und vor dem Tor auch fähig sind, die Scheibe unterzubringen. So wie Patrick Czajka, der nach einem Puckverlust der Falken in der neutralen Zone glänzend von Oliver Duris angespielt wurde und das Spiel mit dem 1:2 nun vollends auf den Kopf stellte. Und als dann auch noch Joe Timm ein Powerplay der Berliner mit einem abgefälschten Schuss von der blauen Linie zum 1:3 nutzte, war das Spiel völlig gedreht. Zwar setzte sich Christian Schock bei seinem Alleingang großartig an der Bande durch und hatte noch die Ruhe und den Überblick Florian Böhm maßgerecht den 2:3-Anschlusstreffer aufzulegen. Doch bei einem deutlichen Chancenplus der Harzer musste man sich in der Pause schon fragen, wie ein solches Ergebnis zustande kommen konnte. Und anscheinend hatte Trainer Norbert Pascha in der Drittelpause die richtigen Worte gefunden. Denn im Mitteldrittel stand ein ganz anderes Team auf dem Eis, das lediglich verpasste, diese starke Phase zu nutzen, um deutlich beruhigender in Führung zu gehen. Denn außer dem 3:3 durch Erik Pipp, der einen gewonnenen Bully von Lukas Brückner ganz humorlos unter die Latte hämmerte, und dem 3:4 durch Ryan McGrath, der einen Schuss von Dylan Quaile unhaltbar abfälschte, waren die Bemühungen erfolglos. Immer wieder fand man seinen Meister in Schlussmann Ole Swolensky. Die wenigen Konter der Berliner wurden entweder mit einem guten Backcheck abgelaufen, oder Jannis Ersel packte diverse Male richtig gut zu. Und so ging man mit nur einem Tor im voraus in die letzte Pause. Dass man als Zuschauer nach einem solchen Mitteldrittel erwartet, dass das Spiel auch weiter in diesen Bahnen laufen würde, ist wahrscheinlich verständlich und glücklicherweise konsequenzlos. Doch auch das Harzer Team schien offensichtlich der Meinung, dass man dieses Spiel sicher in der Tasche hat. Zwar konnte man den Jungs auch weiterhin nicht absprechen, dass sie offensiv Druck aufbauten und sich Chancen herausspielten. Defensiv und im Aufbauspiel wirkte das alles allerdings zeitweise zu uninspiriert und planlos. Wodurch letztendlich auch der erneute Ausgleich entstehen sollte, als man den Puck nicht aus dem eigenen Drittel bekam und sich erneut Oliver Duris, erneut auf Zuspiel von Patrick Czajka, mit dem 4:4 Ausgleich bedankte. Und es sollte noch schlimmer kommen. Aus spitzen Winkel drehte sich Charlie Jahnke an der blauen Linie einmal um die eigene Achse und seinen Harzer Gegenspieler und setzte einen satten Handgelenkschuss in den oberen langen Winkel. Wohl schon ein absoluter Glücksschuss, doch irgendwie auch die richtige Konsequenz des Spieles der Harzer Falken an diesem Abend. Die versuchten zwar noch einmal alles und wurden auch fast belohnt, wäre der Schuss von Tobias Schwab zwei Minuten vor Schluss nicht Millimeter am Torwinkel vorbei geflogen. Doch nach 60 Minuten wurde es bittere Wahrheit und es stand ein 4:5 auf der Anzeigetafel. Ein Ergebnis, das Trainer Norbert Pascha so richtig wütend machte. Hart ging er in der anschließenden Pressekonferenz mit seinen Schützlingen ins Gericht, die im Gegensatz zu den sehr guten Spielen gegen Essen und die Preussen aus Berlin das verlangte Spielsystem nicht umsetzten und nach seiner Einschätzung den Gegner einfach zu sehr auf die leichte Schulter genommen haben. Doch gerade auch gegen einen solchen Gegner, der angeschlagen und abgeschlagen auf dem letzten Platz der Tabelle liegt und nur noch wenig zu verlieren hat, sieht Pascha die Notwendigkeit, sich eng an das vorgegebene System zu halten und bereits zu sein, hart zu arbeiten. Eine Eigenschaft, die er vor allem im Defensivspiel völlig vermisst hat. (Hei)