17.12.2016

Harzer Falken finden keine Mittel gegen starke Saale Bulls

Nie gefährdet und am Ende dann auch sehr deutlich entführten die Halle Saale-Bulls am Freitagabend alle drei Punkte mit einem 0:6 (0:1; 0:1; 0:4)-Sieg aus dem Eisstadion am Wurmberg.


Am Freitagabend eher eine Seltenheit: Der Falkensturm bedrängt das Hallenser Tor

Und genau genommen waren die Rollen vor rund 700 Zuschauern sehr schnell verteilt. Zu häufig einen Schritt zu langsam, uninspiriert im Spiel nach vorne und ohne zündende Ideen gegen eine stabile Defensive der Hallenser hatte man eigentlich nur in einer starken Phase in der zweiten Hälfte des 2. Drittels das Gefühl, die Falken könnten hier Punkte einfahren. Doch Falkentrainer Norbert Pascha thematisierte dann auch in der anschließende Pressekonferenz die Gründe für den Klassenunterschied, der sich an diesem Abend offenbarte. Hier spielte eine Profimannschaft, die drei Mal wöchentlich gemeinsam auf dem Eis steht, gegen eine Amateurmannschaft, die maximal zwei Mal zusammen trainiert und dann auch meist nicht vollständig. Natürlich war man zusätzlich durch die Ausfälle von Robert Wittmann und Lukas Brückner geschwächt, die unter der Woche einem Grippevirus zum Opfer gefallen waren und das Bett hüten mussten. Und gerade der Ausfall dieser beiden Spieler fiel recht deutlich auf, da sie vor allem neben den technischen Fähigkeiten, die auch andere Spieler an den Tag legen, immer wieder durch sehr temporeiches Spiel glänzen und so das Team mitzureißen im Stande sind.

Vor allem über weite Phasen des ersten Drittels hatte man das Gefühl, der Grippevirus hätte auch bereits Besitz von großen Teilen der restlichen Mannschaft genommen. Viel zu selten brachte man die Salle Bulls durch schnelles und präzises Spiel in Bedrängnis. Und Halle selber konzentrierte sich auf die Vorgaben ihres Trainers Georgi Kimstatsch, der mit enormen Respekt in den Harz gereist war und seine Jungs unter der Woche hervorragend auf einen „schwer zu spielenden Gegner“ vorbereitet hatte. In der 6. Minute durch einen Schuss von der blauen Linie von Eric Wunderlich relativ früh in Führung gegangen, ließ man die Falken laufen, ohne selber Unmengen an Großchancen zu kreieren.

Wie man die Eisfläche effektiv überbrückt demonstrierten die Bullen dann im zweiten Drittel, als gerade erst etwas über eine Minute gelaufen war. Über Alexander Zille und Georg Albrecht wurde der Puck geradezu lehrbuchmäßig ins Harzer Drittel getrieben, wo Philipp Gunkel dem insgesamt guten Fritz Hessel im Falkentor keine Chance ließ. Nun haben die Falken in dieser Saison schon oft bewiesen, dass sie ein 0:2-Rückstand nicht schocken kann und man kann ihnen auch nicht vorwerfen, dass sie keine Moral zeigten. Als Gunkel in der 30. Minute auf die Strafbank musste, startete ein gut gespieltes Powerplay mit zahlreichen Chancen vor allem durch Dylan Quaile und Tobias Schwab die stärkste Phase der Falken. Selbst eine 3:5-Unterzahl überstand man mit einer guten defensiven Einstellung, großem Kampf und einem starken Fritz Hessel im Tor schadlos. Und letzterer fasste vor allem bei Chancen von Danny Albrecht und Eric Wunderlich ganz stark zu.

Doch da der so wichtige Anschlusstreffer in dieser Phase einfach nicht fallen wollte, musste man den physischen Schwächen im Schlussdrittel vollends Tribut zollen. Zumal die Bullen nun auch das Toreschießen für sich entdeckten und bis zur 50. Minute durch Denis Fominych und Igor Bacek eine spielentscheidende 0:4-Führung herausschossen. Unglücklich fiel Bacek nach seinem Treffer über Torwart Fritz Hessel, der sich dabei wahrscheinlich eine Rippenprellung zuzog und Jannis Ersel noch die Gelegenheit gab, sich im Falkentor auszuzeichnen. Was zunächst ganz gut klappte. Doch bei den Schüssen von Michael Galvez in der 54. Minute und Johannes Ehemann in der 58. Minute, die sich jeweils relativ unbedrängt im Harzer Slot die Ecke aussuchen durften, bekam er die Fanghand nicht schnell genug hoch und musste ebenfalls noch zwei Mal den Puck aus den Maschen holen. So wurde es also im letzten Drittel mit 0:6 noch eine sehr deutliche Angelegenheit, die Trainer Pascha auch in dieser Höhe so akzeptierte.


In der Pressekonferenz auf die schwache Chancenauswertung und die recht hohe Anzahl von Fehlpässen angesprochen kam Pascha dann auch wieder auf das ewige Thema zurück. Denn derartige Schwächen sind gleichzeitig auch immer Resultat mangelnder physischer Stärke, die sich seine Spieler in den wenigen Trainingseinheiten einfach nicht aneignen können. Dabei macht er seinen Jungs gar keinen großen Vorwurf, denn die Doppel- bzw. Dreifachbelastung aus Eishockey, Familie und Beruf lassen eine höhere Trainingsbeteiligung zeitweise gar nicht zu. Zumal nur die Hälfte des Kaders auch in Braunlage wohnt und keine weiten Anfahrtszeiten auf sich nehmen muss. Doch so muss man auch aus diesem Spiel, das Norbert Pascha hinterher als „Tracht Prügel“ bezeichnete und in dem einen klar die Grenzen aufgezeigt wurden, seine Lehren ziehen. Denn wenn man gegen solch starke Mannschaften wie Halle nicht mitspielen kann, muss man über den Kampf und das Zerstören des gegnerischen Spiels zum Erfolg kommen. Und diese Maßnahmen blieben nach so großartigen Leistungen wie noch gegen Duisburg, Herne oder vor allem Tilburg dieses Mal einfach zu überschaubar, als dass man einen Punkt verdient gehabt hätte. (Hei)