21.11.2016

Großer Kampf der Harzer Falken wird nicht belohnt

Gekämpft, immer wieder zurück gekommen und am Ende doch verloren. So muss man das Heimspiel der Harzer Falken wohl zusammenfassen. In einem ausgeglichenen und kampfbetonten Spiel mussten sich die Harzer den Icefighters Leipzig am Ende vor 747 Zuschauern denkbar knapp mit 4:3 (2:2; 1:1; 0:1) geschlagen geben.


"Mister Unterzahl": Artjom Kostyrev schießt gegen Leipzig seinen bereits vierten Unterzahltreffer

Bereits vor dem Spiel hatte Trainer Norbert Pascha gewarnt, dass man auf eine junge und sehr laufintensive Mannschaft treffen würde und von Beginn an entwickelte sich ein temporeiches Spiel mit spektakulären Torszenen auf beiden Seiten. Zählbar hatten dabei die Sachsen den besseren Beginn auf ihrer Seite, als Fritz Hessel einen Schuss von Esbjörn Hofverberg in der 3. Minute nur nach vorne abprallen lassen konnte und Hubert Berger goldrichtig zum Abstauben stand. Doch der Gegentreffer schien die Falken erst so richtig anzustacheln und so setzte man die Leipziger sofort mächtig unter Druck. Vor allem die Reihe um Erik Pipp, Ryan McGrath und Christian Schock machten in dieser Phase richtig Dampf und hatten gleich drei Mal den Ausgleich auf der Kelle. Aber mehr als eine Strafzeit für Leipzig konnte man sich letztlich nicht erkämpfen. Doch genau diese Überzahlsituation nutzen die Falken in Person von Dylan Quaile, der eine schön herausgespielte Vorbereitung von McGrath und dem auch an diesem Abend wieder ganz starken Robert Wittmann zum Ausgleich nutzte. Zwei Tore, die der Partie so richtig gut taten. Denn die Zuschauer sollten ein sehr schnelles und körperbetontes Spiel sehen, in dem sie kurz nach dem Ausgleich gleich das nächste Mal jubelten, doch Erik Pipp hatte nach Zuspiel von McGrath zu genau gezielt und nur den Pfosten getroffen, was erst nach genauerer Betrachtung durch den Schiedsrichter aufgelöst werden konnte. Besser machte es da in der 17. Minute Hannes Albrecht, der einen Zuspielfehler der Harzer an der Leipziger blauen Linie nutzte, sich von den hinterher stürmenden Dylan Quaile und Robert Wittmann nicht mehr einholen ließ und mit der Rückhand ins kurze hohe Eck zum erneuten Führungstreffer abschloss. Doch erneut keilten die Falken zurück und nur eine Minute später hämmerte Tobias Schwab den Puck in gewohnt kompromissloser Manier nach einem tollen Zuspiel von Florian Böhm und Semen Hildebrandt in den linken Winkel. Mit diesem 2:2-Zwischenstand sollte es dann auch in die Kabine gehen, weil Fritz Hessel 35 Sekunden vor Drittelende im Leipziger Powerplay noch einmal richtig stark zufasste und eine Direktabnahme aus ganz kurzer Distanz entschärfte.

Im Mitteldrittel standen gerade einmal 1:39 Minute auf der Uhr als Nicholas Lazorka ein Zuspiel von Edward Gale nutzte und Fritz Hessel im Alleingang aus sehr spitzem Winkel überwand. Erneut ein Tor mit Wirkung, denn auch in diesem Drittel sollte sich ein offener Schlagabtausch entwickeln, in dem Artjom Kostyrev nach einem feinen Zuspiel von Tobias Schwab in der 29. Minute der Ausgleich hätte gelingen können, wenn da nicht mit Kevin Beech ein Keeper im Kasten der Leipziger gestanden hätte, der seine Mannschaft in einigen Situationen im Spiel halten konnte, wie auch Gästetrainer Sven Gerike in der anschließenden Pressekonferenz feststellte. Und in der 34. Minute war es dann Ryan McGrath, der seinen Alleingang nicht erfolgreich abschließen konnte, weil ihm sein Leipziger Verfolger mit dem Stock den Schussarm bearbeitete. Eine Szene, in der wohl viele gerne einen Penalty gesehen hätten, da McGrath alleine auf das Leipziger Tor zurannte und nur durch ein Foul gehindert werden konnte, doch Hauptschiedsrichter Jan Korb ahndete das Vergehen lediglich mit einer Strafzeit gegen Leipzig, die für die Harzer aber ergebnislos blieb. Doch wenn es in Überzahl nicht klappt, haben die Falken mit Artjom Kostyrev ja noch den „Mister Unterzahl“ in ihren Reihen. Nachdem Dylan Quaile den Puck im Leipziger Powerplay erkämpfen konnte, schickte er Tobias Schwab in eine 2 gegen 1 Situation, in der Schwab die Übersicht behielt, zu dem besser postierten Kostyrev abspielte und der schoss sein mittlerweile 4. Unterzahltor in dieser Saison zum 3:3. Und so ging es auch in die letzte Pause, da Kostyrev 10 Sekunden vor Drittelende nochmal an Torwart Beech scheiterte.

Im Schlussdrittel kamen die Harzer eindeutig besser ins Spiel und bestimmten die Partie relativ eindeutig. Allerdings nicht ohne das sich Fritz Hessel bei einem Alleingang von Kevin Piehler auch noch einmal auszeichnen durfte. Doch insgesamt sollten die Harzer mehr Spielanteile behalten. Ein Umstand, den vor allem die nordamerikanische Fraktion der Leipziger nicht so recht schmeckte und mit immer härterer Gangart versuchte, das Spiel der Falken zu zerstören. Dabei sollte es der Deutsch-Kanadier Ian Farrell übertreiben, als er Roy Hähnlein in der 50. Spielminute mit einem harten Crosscheck an die Band nagelte und folgerichtig 2 plus 10 Strafminuten erhielt. Und während Hähnlein auf der Bank noch versorgt wurde nutzte Routinier Florian Eichelkraut eine Unachtsamkeit der Harzer Defensive mit einem Bauerntrick zum 3:4-Führungstreffer. Ein Treffer, der den Spielverlauf in diesem Drittel schon etwas auf den Kopf stellte, letztendlich aber spielentscheidend sein sollte. Die Falken stürmten zwar weiter auf das Leipziger Tor, konnten aber Kevin Beech bis zum Ende nicht mehr überwinden. Den Schlusspunkt, wenn auch in negativer Hinsicht, lieferte dann der Leipziger Edward Gale, der zunächst Semen Hildebrandt mit einem üblen Ellbogencheck an der Bande zusammenfuhr und die darauf hin anstürmenden Harzer Spieler mit Ellenbogen und Schläger niederstreckte. Ob es der Frust darüber war, dass er an diesem Abend von den Falken nie so richtig ins Spiel gelassen wurde, oder dass ihn der Linienrichter über das gesamte Spiel fast immer vom Bully wegschickte, sei dahingestellt. Duschen gehen durfte er für diese Aktion aber auf jeden Fall und war mit einer 5+Spieldauerdisziplinarstrafe noch gut bedient.

Alles in allem ein Spiel, dass viel Schnelligkeit, Härte und spektakuläre Torszenen parat hielt. Und zudem ein Spiel, dass derart ausgeglichen war, dass durchaus auch die Falken das Feld als Sieger hätten verlassen können. Mit viel Kampf und einer starken defensiven Leistung, die auch Gästetrainer Gerike überraschte, boten sie dem Play-Off-Kandidaten aus Leipzig eine harte Auseinandersetzung, die folgerichtig durch kleine individuelle Fehler bzw. Leistungen entschieden werden konnte. (Hei)