10.10.2016

Florian Böhm schnürt Dreierpack und führt die Harzer Falken in die Erfolgsspur

Drei Punkte auf dem Konto, den Tabellenkeller verlassen und lediglich 5 Gegentore kassiert. Nach dem 6:2 (1:1; 1:1; 4:0) Heimerfolg gegen die Rostock Pirhanas konnte Trainer Norbert Pascha recht zufrieden auf das vergangene Wochenende blicken. Auch wenn die Niederlage in Halle und vor allem der dazu gehörige Spielverlauf ihn noch immer sehr beschäftigten.


Doch zunächst einmal gab es zwei Drittel, die sehr wahrscheinlich nicht in die Analen der Harzer Falken-Eishockeygeschichte eingehen werden. Zwar durften die 687 Zuschauer im Eisstadion am Wurmberg bereits nach 27 Sekunden das 1:0 der Falken durch Florian Böhm bestaunen, doch wer nach einer anschließenden kurzen Druckphase meinte, dieses Spiel wäre nun einfach runterzuspielen, der sollte sich schnell getäuscht sehen. Denn im Aufbau zu unständlich, mit zu vielen Einzelaktionen versehen und diversen Unsicherheiten in der Defensive, sollte dieses frühe Tor nicht dazu führen, dass die Falken selbstbewusst das Spiel an sich nahmen. Vielmehr musste man in der 4. Minute das erste Mal ganz tief durchatmen, als der an diesem Abend wieder einmal ganz starke Fritz Hessel einen „Save“ hinlegte, den man so wohl nur sehr selten zu sehen bekommt. Der Puck wurde an der Bande entlang hinter das Tor geschossen und bevor Hessel diesen hinter dem Tor stoppen konnte, wurde die Scheibe durch einen Unebenheit an der Bande direkt vor das Tor gelenkt. Eigentlich brauchte der Rostocker Schug nur noch in das vielleicht 10 Zentimeter entfernte, leere Tor einschieben. Doch Hessel schenkte diese unglückliche Situation nicht her, hechtete mit vollem Körpereinsatz zum Tor und leitete den Puck noch über das Tor. Eigentlich nicht möglich und nur schwer zu beschreiben, was die Zuschauer da zu sehen bekamen, doch es passt in die herausragende Form, in der sich Hessel derzeit befindet. Insgesamt sollte das 1. Drittel den Rostockern gehören, die durch den erfahrenen Tomas Kurka und den schnellen Michal Bezouska regelmäßig für Gefahr im Harzer Drittel sorgten. Und in der 14. Minute war es dann auch so weit, als die Pirhanas lehrbuchmäßig darstellten, wie man schnell und effektiv ein Spiel aufbaut und erfolgreich zum Abschluss bringt. Über Michal Bezouska und Berezoskyy überbrückte man mit zwei schnellen direkten Pässen die neutrale Zone und der glänzend angespielte Patrick Franz schloss diesen Spielzug erfolgreich zum 1:1 ab. 40 Sekunden vor Drittelende sollte Ryan McGrath nochmal bei einem Alleingang die Chance erhalten, sein erstes Saisontor zu schießen, doch auch in dieser Situation blieb der Amerikaner weiter glücklos. Das Mitteldrittel begann ähnlich, wie das erste Drittel verlief. Es waren gerade nicht einmal zwei Minuten gespielt, als Fritz Hessel erneut seine Klasse unter Beweis stellen durfte. Erst ab der 27. Minute kamen die Harzer Falken mit einem fast vierminütigen Powerplay besser in das Spiel. Gewohnt stark hielten sie die Rostocker in ihrem Drittel und erspielten sich einige schöne Chancen. Doch Schwab, Engel und Robert Wittmann scheiterten entweder an der Zielgenauigkeit oder der Piranha-Torwart Tobias John glänzte mit einigen guten Paraden. So kam es wie es kommen musste und ausgerechnet Fritz Hessel legte Arthur Lemmer die Scheibe in der 38. Spielminute maßgerecht auf den Schläger, der souverän zum 1:2 für Rostock abschloss. Doch es sprach für die Moral von Hessel, der sich von dieser fehlgeschlagenen Rettungsaktion nicht aus der Ruhe bringen ließ und nur eine Minute später einen Alleingang von Bezouska entschärfte. Und ebenfalls für die Moral ganz wichtig, dass Florian Böhm 14 Sekunden vor Drittelende einen Schuss von Erik Pipp unhaltbar für John zum 2:2 in die Maschen lenkte. Zwar gehörten die ersten Minuten des Schlussdrittels erneut den Rostockern, die Hessel gleich in der ersten Minute zwei Mal ernsthaft prüften, doch mit zunehmender Spieldauer merkte man den Falken an, dass sie diese drei Punkte unbedingt einfahren wollten. Und diesmal sollte auch das Powerplay von Erfolg gekrönt sein, als Tobias Schwab in bester Position und gewohnt kompromissloser Manier die Scheibe ins rechte obere Toreck hämmerte. Von nun an spielten eigentlich nur noch die Falken und entschädigten mit schnellem Spiel und tollen Toren für zwei eher zähe erste Drittel. Im 2 gegen 1-Konter bediente Artjom Kostyrev seinen Nebenmann Florian Böhm in der 49. Minute glänzend, der diesen Spielzug mit seinem dritten Treffer abschloss. Und mit einem 4:2 wollte man sich noch nicht zufrieden geben. Mit einem Traumpass von der eigenen blauen Linie schickte Pierre Dumont Lukas Brückner auf die Reise, der seinen Alleingang mit dem 5:2 krönte und sich in Zusammenarbeit mit Robert Wittmann nur anderthalb Minuten später revanchierte und Pierre Dumont 14 Sekunden vor Schluss das 6:2 auflegte. Ein Ergebnis, das über den gesamten Spielverlauf vielleicht etwas zu deutlich ausfiel, angesichts der Leistung im Schlussdrittel dann aber auch in dieser Höhe in Ordnung ging.
In der anschließenden Pressekonferenz haderte der Rostocker Trainer Sergej Hatkevich dann auch mit den Abschlussfähigkeiten seiner Mannen, die auch in den bisherigen Spielen nicht über drei Tore hinauskamen und „so kaum Spiele gewinnen können, auch wenn man noch so toll spielt“. Wie angefressen Hatkevich war, merkte man dann auch, da er kein gutes Haar an seinem Team und vor allem seinen Kontingentspielern ließ und die Harzer Falken als spielbestimmend ansah. Eine Aussage, die Trainer Norbert Pascha gleich revidierte, sah er die größeren Spielanteile in den ersten beiden Dritteln doch eher bei den Rostockern. Pascha lobte jedoch die große Moral der Mannschaft und auch von Fritz Hessel, der nach seinem Fehlschlag sofort wieder im Spiel war und sich in der Folge weiter auszeichnete. Und natürlich kam die Rede auch nochmal auf das Spiel in Halle. Vom Ergebnis sicherlich achtbar, doch wollte sich Pascha mit dem Spielverlauf und vor allem der Schiedsrichterleistung so überhaupt nicht zufrieden geben. Und ganz nebenbei gab es noch ein Vorkommnis, dass Pascha so gar nicht schmeckte. In der „Mitteldeutschen Zeitung“ wurde über das Spiel berichtet und dabei auch darüber, dass Norbert Pascha in der ersten Drittelpause gemeinsam mit dem Hallenser Trainer Georgi Kimstatsch die Schiedsrichter aufsuchte. „...Weil sich seine Spieler gegenüber den Unparteiischen reichlich unflätig verhalten hatten, entschuldigte sich Pascha unter sechs Augen für das Verhalten seines Teams...“ (Quelle: www.mz-web.de/24865760) hieß es dort. Zum einen stellte Pascha klar, dass es eine derartige Aussage von ihm nicht gegeben hat und zum anderen kritisiert er das Verhalten seines Trainerkollegen scharf, der ein vertrauliches Gespräch zwischen Trainern und Schiedsrichtern an die Presse weiterleitete. Doch auch wenn man sich über die Begleitumstände vom Hallespiel ärgern kann, zeigen die beiden Spiele des Wochenendes, dass man zum einen auch starke Gegner ärgern und auch schlagen kann und das man ein Spiel, das zunächst nicht so richtig ins Rollen kommt, dennoch erfolgreich abschließen kann. Nun grüßt man erstmal vom 11. Tabellenplatz und bewahrt sich mit den drei so wichtigen Punkten gegen Rostock die Chance, einen Mittelplatz in der Tabelle einnehmen zu können. (Hei)